13. Februar 2022 – Erste direktdemokratische Abstimmung über Tierrechte weltweit

Als sogenannte Trockennasen-Primaten gehören wir Menschen zur gleichen Ordnung wie über dreihundert weitere Primaten-Spezies. Wie wir Menschen zeichnen sie sich durch ihre hohe Intelligenz, den Gebrauch von Werkzeugen, gesellschaftliche Regeln und Rituale, enge Freundschaften, eine komplexe kommunikative Verständigung, vielschichtige Lernprozesse und eine grosse Empfindungsfähigkeit aus. Trotz grosser Überschneidungen besitzen sie im Vergleich zu uns keine Rechte und haben in unserer Gesellschaft keinerlei Selbstbestimmung.

Die Initiative «Grundrechte für Primaten» wurde im Jahr 2017 von Sentience lanciert, um dem entgegenzuwirken. Sie forderte in der Basler Verfassung verankerte eingeschränkte Rechte für alle nicht-menschlichen Primaten: das Recht auf Leben sowie das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Zum ersten Mal weltweit durfte eine Stimmbevölkerung demokratisch darüber abstimmen, ob nicht-menschlichen Tiere Grundrechte zugestanden werden sollen.

Nach einigen Umwegen bis vors Bundesgericht und harziger Pionierarbeit sagten am 13. Februar 2022 rund ein Viertel (25,26 Prozent) der Basler:innen wie auch Basler linke Parteien, mitunter die SP und die Grünen, Ja zu Grundrechten für nicht-menschliche Primaten. In über 18 Ländern berichteten Zeitungen und Radio- und Fernsehsender in über 300 Medienartikeln und -beiträgen über das Neuland in der Tierrechtsdebatte, das in Basel mit dieser historischen Abstimmung betreten wurde.

Für eine Annahme der Initiative reichte es zwar nicht, doch die grosse Resonanz zeigt, wie aktuell und bedeutend das Thema ist. Durch den medialen Diskurs haben sich viele Menschen das erste Mal mit dem Thema Tierrecht auseinandergesetzt und realisiert, dass wir uns trotz Tierschutzgesetzgebung noch immer systematisch über die Interessen aller nicht-menschlichen Tiere stellen – nicht nur in der Schweiz, sondern global. Ein Umdenken in diesem Punkt ist angesichts der massiven Ausbeutung anderer Tiere und der Natur heute dringender denn je.

Systemänderungen haben selten beim ersten Anlauf Erfolg, sondern brauchen Hartnäckigkeit und Ausdauer. Trotz Ablehnung lieferte die Primaten-Initiative den Auftakt für eine stärkere Wahrnehmung und Gewichtung der Interessen anderer Tiere, mit denen wir unseren Planeten teilen. Dieser Teil-Erfolg ist zahlreichen engagierten Vordenker:innen, Politiker:innen und Freiwilligen zu verdanken, die sich für unsere nächsten Verwandten, die nicht-menschlichen Primaten, einsetzten. Der Kampf für die Rechte nicht-menschlicher Tiere geht weiter.

Deshalb sage ich «Ja»!

Unterstützende

Dr. Jane Goodall

«Schimpansen, andere Primaten und zahlreiche weitere Tiere sind fühlende und intelligente Wesen. Sie verdienen unseren Respekt.»

Dr. Christian von Wartburg

«Echte Humanität bedeutet, den Kreis von Grundsrechtsträger:innen beim Recht auf Leben und beim Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit auf nicht-menschliche Primat:innen auszudehnen.»

Raffaela Hanauer

«Wir Menschen sollten respektvoll mit anderen Lebewesen umgehen. Deshalb setze ich mich für die Einführung von Grundrechten für Primaten ein.»